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uncertain grounds

Cynthia Schemidt & Jana Schwilch

01.–17.10.2021

Die individuelle und kollektive Ebene sind eng miteinander verknüpft. Wir tragen unsere Gefühle von innen nach aussen, geben ihnen Form und Farbe. Mit unserem Körper interagieren wir mit der Umgebung, prägen sie – und werden wiederum von ihr geprägt.

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In diesem Spannungsfeld bewegen sich Cynthia Schemidt und Jana Schwilch in ihrer aktuellen Ausstellung. Etwa Jana Schwilch bringt in Depending on a Cave die eigenen Gefühle auf die Leinwand, die schliesslich vom Atelier in den Ausstellungsraum gelangen. So wird ein persönlicher Prozess plötzlich öffentlich, der lange privat war und lediglich mit dem eigenen Ich verhandelt wurde. Die Angst vor damit einhergehenden Urteilen und Vorurteilen, vor dem inspizierenden Blick, sind jene Themen, die sich in ihrem Bild wiederfinden.
Aus dem Bedürfnis heraus, sich ebendiesem Blick wieder zu entziehen, jenen Schutz zu reproduzieren, welcher der private Rahmen einst bot, wurde das Bild mit Polster umhüllt. Ein Schutz, der sich zugleich als trügerisch entlarvt.

Die Ambivalenz zwischen innen und aussen, Vertrautheit und Fremde, wird auch in der Skulptur von Cynthia Schemidt deutlich. weight of a body besteht aus mehreren Platten aus Polyurethan, welche die Struktur von Faltenwürfen nachempfinden. Unweigerlich lassen diese Faltenwürfe an jene Körper denken, die sie einst formten und sich in das Material einschrieben. Indem Cynthia Schemidt Spuren von Körperlichkeit, die mal flüchtig und weich waren, zu harten Platten werden lässt, erscheint die einstige Geborgenheit auf einmal unbehaglich.
Gleichzeitig entsprechen die einzelnen Platten dem genormten Format von Fliesen, die jeweils als Referenzwert dienen, um einen Raum auszulegen. Jener Raum, in dem sich auch unsere Körper verorten, dort einbezogen oder ausgegrenzt werden. Wo also beginnt der Körper und wo hört er auf?

Cynthia Schemidt und Jana Schwilch beschäftigen sich mit Emotionen und Körperlichkeit, mit der Frage, wie sich ein Stück des eigenen Selbst mit der Aussenwelt vermengt. Dabei thematisieren sie auch jenen gegensätzlichen Polen, zu denen wir stets unsere Position verhandeln müssen: Wir befinden uns zwischen individueller und kollektiver Ebene, privatem und öffentlichem Raum, Schutz und Aussetzung. Nicht zuletzt manifestiert sich dieser Kippmoment auch im Hotelzimmer, das für uncertain grounds als Ausstellungsraum dient. Denn das Zimmer ist seinerseits ambivalent, ist mal intim und behaglich, um sich sogleich ins Gegenteil zu verkehren.

Jana Schwilch, Depending on a Cave, 2021, Öl auf Leinwand, Holzrahmen, Baumwollstoff, 65 × 65 cm

Cynthia Schemidt, weight of a body, 2020, Polyutheran, 100 × 200 cm

Vernissage

01.10.2021, 19 – 22Uhr